A220 dürfen in der Höhe nicht mit Maximalschub fliegen

Airbus A220 – vormals CSeries – mit bestimmten Triebwerken dürfen in grossen Höhen nicht mehr mit 100-Prozent Schubleistung fliegen – so will es die kanadische Luftfahrtbehörde «Transport Canada» nach Zwischenfällen mit den Pratt & Whitney Turbinen von A220 der Swiss.

Seit dem 26. Oktober gelten für A220-100 und A220-300 mit bestimmten Triebwerksversionen Einschränkungen im operationellen Betrieb. Hintergrund dafür sind verschiedene Vorkommnisse mit Triebwerksabschaltungen im Flug (IFDS – in-flight shutdowns) mit Flugzeugen der BD-500-Familie, wie Transport Canada schreibt. Die Zulassung der Airbus A220 Flugzeuge, wie die Kurzstreckenjets nach der Übernahme des Bombardier CSeries-Programms durch Airbus heissen, lautet auf die Typenbezeichnung BD-500.

Die Untersuchungen der Vorfälle seien nicht abgeschlossen, so Transport Canada weiter, doch vorläufige Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass Steigflüge in grosser Höhe bei grosser Schubkraft eine Rolle gespielt haben könnten. Unter diesen Bedingungen könne es zu einem «uncontained failure oft he engine» kommen. Damit wird ein Triebwerkdefekt beschrieben, bei dem Teile aus dem Triebwerk geschleudert werden.

Konkret schreibt die Airworthiness Directive (AD) – eine verbindliche Handlungsanweisung der Luftfahrtbehörde, vor, dass in Höhen über 29’000 Fuss (8800 Meter) die Triebwerke nur mit maximal 94 Prozent Leistung laufen dürfen (N1 maximal 94%, N1 gibt den Wert für die Drehzahl im Niederdruckbereich der Turbine an). Falls dieser Wert für mehr als 20 Sekunden überschritten werde, müsse eine Meldung erfolgen. Vor Steigflügen mit hoher Steigrate in Höhen über 29’000 Fuss müsse die automatische Schubregelung (autothrottle) ausgeschaltet werden, damit der N1-Wert nicht über 94 Prozent steige, so die AD-Weisung.

Limite für Anti-Icing-System

Weiter schreibt die AD vor, dass die Anti-Vereisungsanlage der Flügel vor dem Erreichen von 35’000 Fuss ausgeschaltet wird oder Zonen mit Vereisungsbedingungen vermieden werden. Bei aktiviertem Flügel-Anti-Vereisungssystem oberhalb von 35’000 Fuss bestehe die Gefahr einer Überhitzung der Triebwerkszelle, was einen Triebwerks-Feueralarm auslösen könne.

Betroffen sind die Triebwerke PW1524G bei Airbus A220-100 und PW1521G-3 oder PW1524G-3 bei den längeren Airbus A220-300, wie sie bei Swiss im Einsatz stehen. Innerhalb von knapp drei Monaten mussten A220 der Swiss dreimal ein Triebwerk im Flug abschalten. Die Flugzeuge konnten jeweils sicher landen, ohne dass Personen zu Schaden kamen.

Auch die Embraer E190-E2 sind mit den modernen und sehr treibstoffsparenden Geared-Turbofan-Antrieben der gleichen Triebwerkfamilie ausgerüstet. Die Embraer-Jets sind von den Einschränkungen des Flugbereichs allerdings nicht betroffen, sie fliegen mit einer anderen Version aus der gleichen Triebwerkfamilie. Doch auch an E190-E2 eingesetzte Pratt & Whitney Geared Turbofans müssen gemäss Anweisung der US-Luftfahrtbehörde FAA nach 50 Flugzyklen einer besonderen Inspektion unterzogen werden, bis sie 300 Zyklen (Cycles) erreicht haben.

Helvetic Airways  erwartet ihren ersten Embraer E190-E2 noch diese Woche und will das brandneue Flugzeug am Donnerstag, 31. Oktober am Flughafen Zürich offiziell einweihen. Am 28. Oktober wurde mit der HB-AZA der Helvetic Airways die erste E190-E2, ausgerüstet mit PW1919G Triebwerken, im Schweizer Luftfahrzeugregister eingetragen. Eugen Bürgler

Pratt & Whitney Geared-Turbofan Triebwerke sind zwar sehr sparsam, bereiten aber noch einige Probleme. Foto Eugen Bürgler

Nicht nur die Swiss, sondern auch andere A220-Betreiber müssen die Triebwerke ihrer A220-Flotten zusätzlichen Inspektionen unterziehen. Foto Eugen Bürgler