Deutschland kauft 38 neue Eurofighter mit AESA-Radar

12. November 2020: Deutschland hat bei Airbus einen Vertrag über die Lieferung von 38 neu gebauten Eurofighter unterzeichnet. Wie Airbus mitteilt, sind entsprechen diese neuen Eurofighter für die deutsche Luftwaffe der Konfiguration, die auch der Schweiz offeriert wird. Für Airbus ist es ein sehr wichtiger Auftrag, der die Eurofighter-Produktion bis ins Jahr 2030 sichern soll.

Unter dem Projektnamen „Quadriga“ beschafft Deutschland für seine Luftwaffe 38 neue Eurofighter – 30 Ein- und 8 Doppelsitzer – als Ersatz für ältere Maschinen der Tranche 1, die nicht mehr mit vertretbarem Aufwand modernisiert werden könnten. Die in Deutschland auch als Tranche 4 bezeichnete Beschaffung neuer Eurofighter sieht die Ausrüstung von drei Flugzeugen als Erprobungsträger mit besonderer Test-Ausrüstung vor, um die Weiterentwicklung des Eurofighter-Programms zu unterstützen. Mit diesem wichtigen Auftrag ist die Eurofighter-Produktion laut Airbus bis ins Jahr 2030 gesichert. Unabhängig vom Quadriga-Programm erhofft sich Airbus eine Bestellung zusätzlicher Eurofighter als Ersatz für Tornados der deutschen Luftwaffe und aus Spanien wird ebenfalls eine Bestellung neuer Eurofighter als Ersatz für die F/A-18 erwartet.

Ein Kernelement der Eurofighter aus diesem neuen Produktionslos ist ein neues Radar mit elektronischer Strahlschwenkung (AESA – Active Electronically Scanned Array). Verantwortlich für Entwicklung und Bau dieses neuen AESA-Radars ist ein deutsch-spanisches Industriekonsortium unter der Federführung der Firma Hensoldt. Weil sich die Eurofighter-Partnernationen nicht auf eine gemeinsame Konfiguration für das AESA-Radar einigen konnten, werden nun verschiedene Versionen angeboten: Die Exportkunden Kuwait und Katar werden ihre Eurofighter mit dem Captor-E Mk.0 erhalten. Die deutschen Eurofighter dagegen werden mit dem ECRS Mk.1 ausgerüstet. Diese Weiterentwicklung zeichnet sich vor allem durch einen neuen Multikanalempfänger mit sehr viel höherer Leistungsfähigkeit aus. Anders als bei AESA-Radars aus US-Produktion ist die Platte mit den Sende- und Empfangsmodulen beweglich, so dass das Radar ein besonders grosses Sichtfeld von rund 200 Grad abdeckt. Deutschland wird nicht nur die neuen Eurofighter mit AESA-Radar beschaffen, sondern auch die bestehende Flotte modernisieren, so dass künftig alle Eurofighter mit dem modernen Radar ausgerüstet sein werden. Airbus betont, dass der neue Eurofighter-Standard eine volle Integration in das zukünftigen europäische Kampfflugzeugsystem (FCAS) ermöglichen.

Unter der Federführung von Leonardo wird für die Eurofighter Typhoon der britische Royal Air Force das ECRS Mk.2 gebaut. Weil die Royal Air Force für ihre neben den F-35 eingesetzten Eurofighter andere Einsatzschwerpunkte legt, soll dieses Radar besondere Stärken in der elektronischen Kampfführung wie zum Beispiel bei der Störung gegnerischer Luftabwehrsensoren aufweisen.

Gute Nachrichten sind für Airbus auch aus Österreich gekommen: Das Oberlandesgericht Wien hat gestern Beschwerden der Staatsanwaltschaft und der Republik Österreich gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens wegen Betrugsverdachts bei der österreichischen Eurofighter-Beschaffung zurückgewiesen. Der Präsident der österreichischen Finanzprokuratur teilte mit, dass damit alle strafrechtlichen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug im Zusammenhang mit der Eurofigher-Beschaffung in Österreich beendet seien. eb www.airbus.com

Die Quadriga des Brandenburger Tors – Quadriga ist der Projektname für die neuen Eurofighter-Beschaffung Deutschlands, ist als Sonderfolierung auf dem Eurofighter 31+49 der deutschen Luftwaffe angebracht. Foto Luftwaffe