Flexiblere Luftraumüberwachung absolut machbar

05. März 2021: Ein Projekt des europäischen Forschungsprogramms „Sesar“ hat eine Lösung validiert, mit der die Flugverkehrskontrolle von einer Kontrollzentrale in eine andere verlagert werden kann. Damit sei ein „Virtual Center“-Betrieb möglich, der zeigt, dass Flugsicherung zukünftig interoperabel und mit einer flexiblen, skalierbaren Infrastruktur auch über Grenzen hinweg machbar wird, teilt „Sesar“ heute mit.

Das Sesar-Projekt „Prosa“ steht unter der Leitung der deutschen Flugsicherung DFS, die das Konzept gemeinsam mit der britischen Flugsicherung NATS und der polnischen Flugsicherung Pansa sowie den Technologieanbietern Frequentis und Indra erstmals validiert hat. Die italienische Flugsicherung ENAV hat die Auswirkungen des Arbeitsplatzes auf die Arbeitsweise der Fluglotsen sowie Sicherheitsaspekte evaluiert. Die Validierung fand aufgrund der Covid-19-Situation unter erschwerten Bedingungen statt.

Anhand einer Realzeitsimulation kontrollierten Fluglotsen den Verkehr zweier Sektoren des Oberen Luftraums über Süddeutschland und des Züricher Luftraums aus drei verschiedenen Kontrollzentralen Europas; aus  Langen in Deutschland, Southampton in Grossbritannien und Warschau in Polen. Dabei gab es zwei Anwendungsfälle: Zum einen wurde die Weitergabe von zusammengelegtem Verkehr zu den weniger stark frequentierten Nachtzeiten von einer Kontrollzentrale an eine andere erprobt. Zum anderen wurde die Weitergabe der Verkehrskontrolle an ein anderes Center aufgrund eines Center-Ausfalls (Contingency) simuliert.

 „Das Projekt verdeutlicht, dass es machbar ist, eine Flexibilisierung der Luftraumüberwachung mit virtuellen Centern zu schaffen, die zukünftig auch als Contingency-Lösung eingesetzt werden könnten,“ sagt Projektleiter Jörg Bergner, DFS. „Im nächsten Schritt müssen die Ergebnisse in weiteren Validierungen bestätigt werden. Dabei werden Anwendungsfälle – mit noch mehr Nähe zum realen Lotsenarbeitsplatz – untersucht.“

Das Projekt implementierte eine paneuropäische Infrastruktur, um die drei Kontrollzentralen mit den Rechenzentren von Indra in Madrid und Frequentis in Wien zu verbinden. Über das Air Traffic Management System iTEC stellte Indra aufgezeichnete Radar- und Flugplandaten zur Verfügung, die mittels eines Realzeitsimulators in das System eingespeist wurden. Ausserdem richtete Indra die Lotsenarbeitsplätze mit den Komponenten für die Sprachkommunikation in Grossbritannien und Polen ein.

Die DFS entwickelte einen individuellen Prototyp einer Arbeitsposition auf Basis ihres Flugsicherungssystems Phoenix. Frequentis stellte die Data-Center-Infrastruktur für die IT-Sprachkommunikation als auch die Komponenten für die Sprachkommunikation, die von der DFS an den Lotsenarbeitsplätzen genutzt werden. Weiterhin brachte Frequentis eine zentrale Middleware ein, die die Konnektivität aller Prototypen an den verschiedenen Standorten ermöglichte.  pd

Über Sesar: Als technologischer Part der Single European Sky-Initiative zielt Sesar darauf ab, das Flugverkehrsmanagement (ATM) in Europa zu modernisieren und zu harmonisieren. Das Sesar Joint Undertaking wurde 2007 als Public-Private-Partnership gegründet, um dieses Bestreben zu unterstützen. Dazu bündelt Sesar das Wissen und die Ressourcen der gesamten ATM-Branche, um innovative technologische und operative Lösungen zu definieren, zu erforschen, zu entwickeln und zu validieren.