Swiss gibt Restrukturierung bekannt

04. März 2021: An der virtuell durchgeführten Jahresmedienkonferenz hat Swiss heute nicht nur ihr pandemiebedingtes schlechtestes Ergebnis seit 15 Jahren bekannt gegeben, sondern auch, dass sie eine umfassende Restrukturierung vor sich hat. Erstmals ist der neue CEO Dieter Vranckx öffentlich aufgetreten. Bei dem 2020 gegenüber dem Vorjahr um über 65 Prozent eingebrochenen Umsatz von 1,85 Milliarden Franken resultierte ein Verlust von 654 Millionen Franken (2019 ein Gewinn von 578 Millionen). Doch der Verlust hätte durchaus noch höher sein können und beträgt nur etwa zehn Prozent des gesamten Gruppenverlustes der Lufthansa, dieser beläuft sich auf nämlich auf 5,5 Milliarden Euro.

Das sehr schwache Ergebnis im vierten Quartal 2020 hat den Verlust im Gesamtjahr weiter erhöht. Dank bereits im März 2020 eingeleiteter drastischer Massnahmen konnte der Verlust im Rahmen gehalten werden. Dennoch prüfe Swiss aufgrund der sich seit Jahresbeginn immer deutlicher abzeichnenden strukturellen Veränderung der Airlinebranche weitere Massnahmen, um zukunftsfähig zu sein, teilte sie mit. Das Passagiervolumen ist auf einen Viertel von 2019 geschrumpft und mit einer nennenswerten Erholung wird erst zum Hochsommer 2021 gerechnet. Swiss WorldCargo hat aufgrund der hohen Nachfrage unter anderem nach Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern überproportional stark mit einem Umsatzanteil von 40 Prozent zum Ergebnis beigetragen.

Markus Binkert, CFO von Swiss: „Dieses Ergebnis haben wir erwartet und in unserer Finanz- und Liquiditätsplanung einkalkuliert. Jedoch hat sich seit Jahresbeginn 2021 die Situation wider Erwarten verschärft. Wir verlieren weiterhin rund zwei Millionen Schweizer Franken pro Tag und werden somit unsere Kostensparmassnahmen intensivieren müssen.» Mit den Sozialpartnern des Kabinenpersonals und der Bodenmitarbeitenden wurden bereits Massnahmenpakete vereinbart. Die Verhandlungen mit dem Pilotenverband Aeropers über einen krisentauglichen und zukunftsfähigen neuen Gesamtarbeitsvertrag sind noch nicht abgeschlossen, Swiss hat den Piloten-GAV per März 2022 gekündigt.

Des Weiteren werden mit Hilfe von natürlicher Fluktuation, Frühpensionierungen und Teilzeit bis Ende 2021 voraussichtlich rund 1000 Vollzeitstellen abgebaut. Im Zuge dessen wurde auch die Zahl der Mitarbeitenden der oberen Führungsebenen um 20 Prozent reduziert. Zudem verkleinert Swiss ihre Geschäftsleitung von vier auf drei Mitglieder. Chief Operating Officer Thomas Frick (61) tritt dabei per Ende März 2021 planmässig von seiner Funktion zurück, wird aber noch projektbasiert für Swiss tätig bleiben. Die COO-Funktion wird wie bereits in früheren Jahren in Personalunion vom CEO übernommen. Im Rahmen der Reorganisation der Leitung des Flugbetriebs  übernimmt Oliver Buchhofer per 1. April die neu geschaffene Funktion als Head of Operations. Diese umfasst auch die Verantwortung als Accountable Manager von Swiss, die bislang bei COO Thomas Frick lag.

Seit Jahresbeginn hat sich die Marktsituation wegen erneuter Lockdowns und zusätzlicher Reiserestriktionen aufgrund neuer Virus-Varianten sowie langsamer Fortschritte bei den Impfungen massiv verschärft. Im März bietet Swiss durchschnittlich noch rund 25 Prozent des Angebots von 2019 an – in Genf musste der Minimalflugbetrieb bis Ende März verlängert werden. Dieter Vranckx: «Seit Jahresbeginn hat sich die Ausgangslage massiv verschlechtert. Es zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass sich die gesamte Airlinebranche strukturell verändern wird. Folglich wird auch Swiss eine stärkere Redimensionierung prüfen müssen als bislang vorgesehen. Eine allfällige Verkleinerung der Flotte würde sich auch auf das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken. Eine Entscheidung dazu ist noch nicht gefallen.»

Mit dem Fortschreiten der Impfungen und der aufgeschobenen Nachfrage geht Swiss davon aus, im Laufe des dritten Quartals wieder rund 65 Prozent der Kapazitäten von 2019 anbieten zu können. Dabei ist zu erwarten, dass sich das Privatreisesegment schneller erholt als dasjenige der Geschäftskunden. Swiss-CEO Dieter Vranckx dazu: «Die andauernde Pandemie stellt unser Unternehmen vor grösste Herausforderungen. Wir sind aber zuversichtlich, die Schweiz auch zukünftig passagier- und frachtseitig mit einer Vielzahl an Direktverbindungen an die Welt anbinden zu können. Diesbezüglich sind wir allerdings auf mobilitätsfördernde und möglichst einheitliche Rahmenbedingungen angewiesen, wozu für uns auch eine Gleichbehandlung aller Verkehrsmittel und -wege gehört.»  hjb

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2021_SWISS Unternehmensprofil

Swiss-COO Thomas Frick tritt per Ende März in der Ruhestand, neuer Head Operations wird Oliver Buchofer. Foto Swiss