Friedrichshafen: Kam ein Wal geflogen
11. November 2022: Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Dornier Wal fand im Friedrichshafener Dornier Museum am 10. November unter 250 geladenen Gästen eine Feier statt, bei der Buchautor und Betreiber des „Dornier Wal Documentation Center“ Michiel van der Mey aus den Niederlanden einen Vortrag über die phantastische Geschichte der Dornier Wale hielt.
Michiel van der Mey, nimmermüde um die Welt tingelnd, egal ob durch die USA oder Indonesien, dem früheren Surabaya reisend, versuchte seine Liebe zu den Dornier Walen zu erklären. Sein Vater, im damaligen Surabya für die niederländische Marine tätig, lernte dort seine Mutter kennen. Das damalige Surabaya hatte mehrere Dornier Flugboote gekauft. Obwohl der Vater im Auftrag der Marine mit U-Booten zu tun gehabt hatte, interessierte sich Michiel van der Mey schon in Jugendjahren für die verschiedenen Flugschiffe. In Surabaya waren auch damals Flugboote anderer Hersteller stationiert.
Chronologisch mit historischen Fotos und Videoclips belegt, erzählte er die Geschichte der Wale, die auch deswegen so erfolgreich wurden, weil ihre hohe Seegängigkeit durch die Stummelfügel gegen Mitbewerber erst möglich wurde. In den 1920er-Jahren hatten Flugboote eine fast gleichermassen ähnliche Bedeutung wie reine Landflugzeuge. In dieser Zeit entstand der Wal als eines der wichtigsten Flugboote aus dem Hause Dornier. Der Wal hat Dornier gemacht und das durch eine Bauweise, die eigentlich von der Zeppelinbauweise im Umgang mit Blechen und Nieten abgeleitet wurde, während andere noch mit Holz, Stahlrohren rumwerkelten. Über 300 Mal wurde der Wal gefertigt, so auch unter Lizenz in Russland, Spanien und sogar in Japan.
Van der Michiel vergass nicht zu betonen, dass es auch der Geschicklichkeit von Claude Dornier zu verdanken war, immer wieder Geschäfte weltweit zu generieren, auch wenn 75 Prozent aller Verkäufe an das jeweilige Militär gingen. Die Lizenzgebühren an Firmen ins Ausland nahmen sich immer eher bescheiden aus. Erst viel später wurden die Dornier Wale auch am Bodensee gebaut. Ihr Einsatz ging bis in die 1950er-Jahre hinein. Zum Abschluss seines Referats machte der betagte Buchautor einen Schlenker zu Dorniers Seastar und zuvor zu den Do X, die ja alle vom dem Wal abstammten. Er hoffe, so seine abschliessenden Worte, dass die letzte Dornier-Schöpfung zu einem Erfolg führen würde. Museumsdirektor Hans Peter Rien eröffnete im Anschluss mit den Gästen die Sonderausstellung „Game Changer – 100 Jahre Dornier Wal“, die während der regulären Öffnungszeiten des Museums am Bodensee Airport besichtigt werden kann. Es ist zugleich besonders eine Einladung für junge Leute spielerisch Luftfahrtgeschichte zu erlernen. Hellmut Penner