Ju-52-Unfall-Bericht erscheint erst 2020
Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST hat heute einen eine Statusbericht zum Absturz der Ju-52 publiziert. Wer allerdings Informationen zur Absturzursache erwartet hat, wird auf das erste Quartal 2020 verströstet, erst dann soll er Schlussbericht erscheinen.
Vor einem Jahr, am 4. August 2018 hat sich mit dem Absturz der Junkers Ju-52 HB-HOT die schlimmste Katastrophe der Schweizer Luftfahrt seit 2001 ereignet, 20 Menschen kamen ums Leben. Die SUST hat ihr Versprechen eingehalten und zum Jahrestag des tragischen Unfalls einen weiteren Bericht publiziert. Da ein Teil der notwendigen Untersuchungshandlungen jedoch noch nicht abgeschlossen sei, würden in diesem Statusberichts keine Teilergebnisse veröffentlicht, hält die SUST fest.
Da die Junkers Ju-52 über keine Aufzeichnungsgeräte verfügte, muss die SUST den Unfallhergang aufwendig mit Informationen von Handy-Filmen rekonstruieren. Wie sie im Statusbericht erwähnt, können für die Rekonstruktion des Flugweges neben den Spuren am Wrack und an der Unfallstelle, Radardaten, Bild- und Videomaterial sowie die am Unfallort gefundenen persönlichen Elektronikkomponenten, wie Digitalkameras der Passagiere, verwendet werden. Es wurden gesamthaft über 40 Mobiltelefone, Digitalkameras, Speicherkarten und andere Komponenten mit allfälligen Datenspeichern an der Unfallstelle sichergestellt. Die meisten der gefundenen Elektronikkomponenten waren stark beschädigt und konnten nicht direkt ausgelesen werden. Bei einigen der beschädigten Komponenten gelang es durch aufwendige Verfahren, Bild- und Tonaufnahmen des Unfallfluges und des Fluges am Vortag zu gewinnen. Die SUST kann dabei auf die Erfahrung der französischen Sicherheitsuntersuchungsbehörde Bureau d’Enquêtes et d’Analyses pour la sécurité de l’aviation civile (BEA) zurückgreifen.
Der gesamte Flugverlauf kann gestützt auf die verschiedenen Datenquellen gut rekonstruiert werden, wobei für die letzten Flugminuten folgende, hochpräzise Methode verwendet wird: Der Talkessel südwestlich des Piz Segnas wurde mit einem dreidimensionalen Laserscan- Verfahren aufgenommen und mit dem dreidimensionalen Geländemodell des Bundesamtes für Landestopografie kombiniert. Von einem Schwesterflugzeug der HB-HOT wurde ein Laserscan aufgenommen und ein dreidimensionales Modell erstellt. Damit können nun Aufnahmen, die vom Boden aus von der verunfallten Maschine im Flug gemacht wurden, bezüglich dem Gelände positioniert und analysiert werden. Auch Aufnahmen aus dem Inneren des Flugzeuges seien mit diesem Modell für die Flugwegbestimmung auswertbar, so die SUST. Das vorhandene Bild- und Filmmaterial sollte es ermöglichen, für die entscheidende Flugphase die Positionen des verunfallten Flugzeuges im Raum, dessen Lagewinkel gegenüber dem Gelände und seine Geschwindigkeit gegenüber dem Boden zu ermitteln.
Parallel dazu werden die Tonspuren aus dem vorhandenen Filmmaterial analysiert. Eine Spektralanalyse der aufgenommenen Geräusche werde es möglicherweise erlauben, die Umdrehungszahlen der Motoren zu bestimmen und Rückschlüsse auf den Zustand der Motoren während des Unfallhergangs zu ziehen. Diese Arbeiten dauern an, wobei die SUST hier ebenfalls durch die französische BEA unterstützt wird.
Zusammenfassend hält die SUST fest, dass die Sicherheitsuntersuchung bereits wichtige Sicherheitsdefizite zu Tage gefördert habe, die zwar nicht direkt mit dem Unfall zusammenhängen, aber im künftigen Betrieb von historischen Luftfahrzeugen behoben werden sollten. Unter der Voraussetzung, dass die noch ausstehenden Abklärungen wie vorgesehen abgeschlossen werden könnten, sollte der Schlussbericht zu diesem Unfall nach dem üblichen Qualitätssicherungsprozess im ersten Quartal 2020 vorliegen.
Angehörige und Freunde aller Verunfallten und Kolleginnen und Kollegen aus dem Team der Ju-Air sind am Sonntagnachmittag, 4. August auf dem Flugplatz Dübendorf zusammengekommen, um der Opfer des Flugzeugunfalls vom 4. August 2018 zu gedenken. Auf Einladung der Ju-Air nahmen sie an einem privaten Gedenkanlass teil und erinnerten damit an die 20 Insassen des Flugzeugs, welches vor einem Jahr bei Flims verunfallte. Ein Jahr der Emotionen liege hinter allen Betroffenen, sagte Ju-Air CEO Kurt Waldmeier zu den mehr als 100 Gästen. Es bewege ihn sehr, dass so viele Angehörige und Freunde zusammengekommen seien, um sich gemeinsam an die Verunfallten zu erinnern. Im Namen aller Betroffenen bedankte sich Waldmeier insbesondere bei den vielen Freunden und Verwandten, die sich im vergangenen Jahr um die Menschen gekümmert haben, die nach dem Unfall Hilfe benötigten. hjb