Liebherr: APU auf Brennstoffzellen-Basis

09. Februar 2023: Liebherr Aerospace und Verkehrstechnik ist eine Tochtergesellschaft eines familiengeführten Technologieunternehmens mit weltweiten 49‘000 Mitarbeiter und 11,6 Milliarden Euro Umsatz. Der Luftfahrtbereich ist in Lindenberg im Allgäu angesiedelt. Und dieser will die APUs, also die Stromgeneratoren für Flugzeuge, dank Brennstoffzellen effizienter und CO2-frei machen.

Mit Fahrwerken und Klappensystemen wurden die Lindenberger zunächst bekannt. Inzwischen ist Liebherr Aerospace weltweit an nahezu jedem Zivilflugzeugprojekt beteiligt, egal ob Boeing 777X, den C919 aus China, Airbus A350, die brasilianische Embraer E-Jet-Familie, AW189-Helikopter oder Rolls-Royce UltraFan – Liebherr Aerospace ist mit an Bord. Nun aber hat man sich auf die Fahne geschrieben, die APU’s durch CO2-Verzicht effizienter zu machen. Der oft stundenlange Betrieb an den Gates belastet besonders die Flughafenbereiche. Je nach Flugzeuggrösse werden bis zwei Megawatt elektrischer Energie für die Bordversorgung am Boden benötigt. Dem liesse sich Abhilfe durch Batterien schaffen, doch Batterien sind für die Leistungen viel zu schwer.

Als Spezialausrüster hat die Liebherr-Aerospace & Transportation SAS, Toulouse (Frankreich), eine von elf Spartenobergesellschaften der Firmengruppe Liebherr, nun seine Aktivitäten in den Bereichen Aerospace und Verkehrstechnik so koordiniert, um eine CO2-freie Lösung für eine APU (Auxiliary Power Unit) zu finden. Die Antwort heisst nun Brennstoffzelle. Wasserstoff als Energiequelle für Brennstoffzellen soll so genutzt werden, dass ausreichend elektrische Leistung in der Grössenordnung von etwa 400 kW für kleinere Maschinen erzeugt werden kann, damit so alle nicht-antriebsbezogenen Systeme der nächsten Flugzeuggeneration versorgt werden können. Liebherr-Aerospace Toulouse entwickelt dieses System zur Stromerzeugung mit Hilfe des französischen Zivilluftfahrtamts (DGAC) im Rahmen des „France Relance“ Plans.

Um diese Lösung in einer repräsentativen Umgebung bewerten zu können, hat das Unternehmen mit Unterstützung der Region Okzitanien kürzlich einen Prüfstand für Wasserstoff-Technologie in seinem Testzentrum am Standort Toulouse installiert. Mit dieser neuen Investition in Testeinrichtungen wird Liebherr-Aerospace Toulouse die Fähigkeit nachweisen, mit Hilfe von Brennstoffzellen elektrische Energie zu erzeugen, um die wichtigsten nicht-antriebsrelevanten elektrischen Systeme eines Single-Aisle-Flugzeugs der neuen Generation zu versorgen und gleichzeitig das thermische Management des Ganzen (Brennstoffzellen und elektrische Systeme) sicherzustellen. Verbunden ist auch der Transport des Wasserstoffs, der in der ersten Phase ich Hochdrucktanks vorgesehen ist. Fortgeschrittene Versionen könnten Wasserstoff auch kryogen, also verflüssigt in tiefkalter Form, verwenden.

Ein weiterer Vorteil von Brennstoffzellen-Generatoren ist, dass sie absolut geräuscharm funktionieren, was die Lärmpegel an Verkehrsflughäfen ganz wesentlich reduzieren hilft. Liebherr hat mit dem kürzlich vorgestellten System zunächst die Nase vorn, doch auch in den USA wird bereits an äquivalenten Systemen gearbeitet.  Hellmut Penner

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