Lufthansa: weitere massive Sparmassnahmen

21. September 2020: Die Aussichten für den internationalen Luftverkehr hätten sich in den vergangenen Wochen deutlich eingetrübt, teilt die Lufthansa Group heute mit. Mit dem Ende der Sommerreisezeit gehen Passagier- und Buchungszahlen wieder zurück, nachdem im Juli und August noch leichte Erholungstendenzen spürbar waren. Angesichts dieser Entwicklungen hat der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG heute das dritte Paket des konzernweiten Restrukturierungsprogramms „ReNew“ beschlossen:

  • Der Kapazitätsausblick für die Passagierairlines wird deutlich nach unten korrigiert; die bisherige Annahme, im vierten Quartal des Jahres ein durchschnittliches Produktionsniveau von 50 Prozent des Vorjahreswertes zu erreichen, erscheint nicht mehr realistisch. Bei Fortsetzung des aktuellen Trends werden die angebotenen Sitzkilometer im Vorjahresvergleich voraussichtlich nur noch in einer Spanne zwischen 20 und 30 Prozent liegen.
  • Die mittelfristige Flottenplanung wird angepasst und sieht aktuell ab Mitte des Jahrzehnts eine dauerhafte, konzernweite Kapazitätsreduktion von 150 Flugzeugen vor (Ausgangsbasis ist die Konzernflotte inklusive Wetlease-Flugzeugen). In Ergänzung der bereits kommunizierten Flottenentscheidungen wurde folgendes beschlossen: Nachdem bereits im Frühjahr sechs Airbus A380 endgültig ausser Dienst gestellt worden sind, werden die verbleibenden acht A380 sowie zehn A340-600, die bislang noch für den Flugdienst vorgesehen waren, in einen sogenannten Langzeitparkmodus (long-term storage) überführt und aus der Planung genommen. Diese Flugzeuge würden nur im Falle einer unerwartet schnellen Markterholung wieder reaktiviert werden können. Darüber hinaus werden die verbleibenden sieben Airbus A340-600 endgültig ausser Dienst gestellt. Aufgrund dieser Flottenentscheidungen werden sich weitere Wertberichtigungen in einer Grössenordnung von bis zu 1,1 Millarden Euro ergeben, so die Lufthansa. Der Betrag soll noch im dritten Quartal des laufenden Jahres verbucht werden.
  • Der bisher avisierte rechnerische Personalüberhang von 22.000 Vollzeitstellen erhöht sich in Folge der Entscheidungen für das dritte Paket des Restrukturierungsprogramms. Die Anpassung der dauerhaften Personalstärke in den Flugbetrieben werde an die weitere Marktentwicklung angepasst. Die Kompensation und der Abbau personeller Überkapazitäten werde mit den zuständigen Arbeitnehmervertretungen besprochen, heisst es weiter. Unabhängig von den Verhandlungen über Interessenausgleiche und Sozialpläne für betriebsbedingte Kündigungen in der Lufthansa Gruppe bleibe die Zielsetzung des Vorstands, mit den Tarifpartnern Krisenpakete zu vereinbaren, die die Anzahl der notwendigen betriebsbedingten Kündigungen begrenzen.
  • Die überarbeitete Finanzplanung sieht trotz des eingetrübten Ausblicks vor, die Mittelabflüsse durch striktes Kostenmanagement weiter zu senken. Der Liquiditätsabfluss soll von aktuell rund 500 Millionen Euro pro Monat auf durchschnittlich 400 Millionen Euro pro Monat im Winter 2020/21 gesenkt werden. Das kommunizierte Konzernziel, im Jahresverlauf 2021 wieder operativ positive Mittelzuflüsse zu erwirtschaften, wird bekräftigt.
  • Eine verschlankte Führungsstruktur mit einer um 20 Prozent reduzierten Anzahl von Leitungspositionen soll im ersten Quartal 2021 umgesetzt werden. Zur Vereinfachung und klaren Abgrenzung der Verantwortlichkeiten wird die funktionale Prozessorganisation (Matrix) auf Kernfunktionen der Lufthansa Group Airlines fokussiert. Für alle anderen Bereiche wird ein neues Steuerungsmodell mit klar zugeordneten Zuständigkeiten (dezentral oder zentral, je nach Prozess) eingeführt. Zudem werden die Verwaltungsflächen weltweit überprüft und in Deutschland um 30 Prozent reduziert.
  • Nach Einschätzung des Vorstands sind angesichts der unverändert grossen Unsicherheiten im globalen Luftverkehr kurzfristige Anpassungen an die aktuelle Marktlage auf absehbare Zeit unumgänglich. In der Ausweitung von Corona-Tests sieht der Vorstand eine wesentliche Voraussetzung zur Wiederaufnahme der globalen Mobilität. Konsequentes Testen sei möglich, erhöhe die Sicherheit für Reisende und sei im Gegensatz zu wechselnden und uneinheitlichen Einreise- und Quarantäneregelungen die bessere Alternative, so die Lufthansa Group in ihrer Mitteilung.  pd

Die Airbus A340-600 haben bei Lufthansa ausgedient und werden nicht mehr in Betrieb genommen. Foto Hansjörg Bürgi