Update zum Crash in Tokio: Dash-8 rollte zu weit

05. Januar 2024: Drei Tage nach der tragischen Kollision einer A350 und einer Dash-8 auf dem Flughafen Haneda in Tokio sind einige Fakten klar: Die Turboprop-Maschine der Coast Guard überrollte eine Stopplinie und geriet so unerlaubt auf die Piste. Die roten Lichter, welche normalerweise Piloten darauf hinweisen, dass sie nicht weiter rollen dürfen, waren ausser Betrieb. 

Das Japan Transport Safety Board hat eine Abschrift der Kommunikation der Flugsicherung mit den Piloten während des Unfallzeitpunkts veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die A350 (JAL516) einen normalen Anflug auf die Piste 34R ausführte und vom Tower das „Cleared to land“ erhalten hatte. Die Dash-8 der Japan Coast Guard (JA722A) wurde angewiesen zum Rollhaltepunkt C5 der Piste 34R zu rollen. Die Piloten quittierten diesen Funkspruch mit „Taxi to holding point C5. JA722A, Number One, Thank you“. Doch sie überrollten C5 und gerieten so auf die Piste, im selben Moment setzte JA516 hinter ihnen auf und es kam unmittelbar zum Zusammenstoss.

Die Abschrift des Funkverkehrs:

Ein sogenanntes Notam „Notice to Airmen“ des Flughafens Haneda vom 25. Dezember informierte die Crews, dass die roten Stop-Lämpchen (Stop Bar) bei den Rollhaltelinien der Rollwegen C1 bis C14 ausser Betrieb waren. Die Piloten sind verpflichtet, diese Notams zu studieren. Der Captain der Dash-8, der als einziger der sechsköpfigen Besatzung mit schweren Verbrennungen überlebte, soll gemäss Medienberichten ausgesagt haben, dass er von einer Starterlaubnis ausgegangen sei. Dies würde das Überrollen der unbeleuchteten Stoplinie erklären. Doch die Starterlaubnis (Cleared for takeoff) hatte er nicht, wie die Abschrift des Funkverkehrs zeigt.

Die Rollwege des Flughafens Haneda im südlichen Bereich der Piste 34R.

Japan Airlines gab bekannt, dass ihre dreiköpfige Cockpit-Crew keinen Sichtkontakt zur Dash-8 hatte. Die Piloten hätten zwar nach der Landung einen Aufprall verspürt, das ausgebrochene Feuer hätten sie aber nicht bemerkt. Sie schlitterten rund 1700 Meter der Piste entlang, dann brach die A350 nach rechts aus und kam neben der Piste beim Rollweg C11  zum Stillstand. Gemäss weiteren Medienberichten stellte die Kabinencrew aber den Brand fest und informierte das Cockpit umgehend. Die Kabine hatte sich bereits  mit Rauch gefüllt. Dann wurde die Evakuation angeordnet und sehr erfolgreich über nur drei der total acht Notausgänge durchgeführt, nämlich über den ersten links L1, den ersten rechts R1 und hintersten links L4. Da die Lautsprecheranlage ausgefallen war, wiesen die Flight Attentants die Passagiere über Megafone an, das Flugzeug zu verlassen. Gemäss einer Medienmitteilung von Japan Airlines erlitt eine Person Blutergüsse und 13 weitere suchten wegen körperlichen Beschwerden und Unwohlsein einen Arzt auf. Die anderen 365 Personen verliessen die brennende A350 ohne irgendwelche Verletzungen.  Hansjörg Bürgi