SkyNews.ch Mai 2019
MAXimale Probleme für Boeing
Geschätzte Leserinnen und Leser
Es ist der Super-Gau für Boeing: Die beiden schwer- wiegendsten Flugunfälle der jüngeren Geschichte mit total 346 Opfern und das weltweite Grounding aller 387 B737MAX dürften Schadenersatzforderungen in astrono- mischen Höhen nach sich ziehen. Doch es ist nicht nur der finanzielle Schaden, der Boeing belastet, sondern auch der Vertrauensverlust.
Wie konnte das geschehen? Boeing stand bei der Lancierung der 737MAX stark unter Druck. Erzrivale Airbus war mit der Neumotorisierung der A320, der A320neo, schon viel weiter. So entschied sich Boeing, auf dem Typenzertifikat der Ur-737 von 1967, nochmals eine neue Version der 737 zu lancieren – es war wohl eine zu viel. Die sparsamen, aber grossen Leap-Trieb- werke sorgten für eine Verschiebung des Schwerpunktes (siehe Seite 43), welche mit dem umstrittenen MCAS-System kompensiert werden sollte.
Die 737MAX als «737 Murks» zu bezeichnen, greift wohl zu kurz, denn schliesslich durchlief die neue und wohl letzte 737-Version alle Zertifikationshürden. Doch vermut- lich auch unter dem Druck der Konkurrenz gaben Boeing und die US-Luftfahrtbehörde FAA dabei «zu viel Gas» und informierten die Kunden zu schlecht. Das rächt sich nun fatal. Eine Neuzulassung der 737MAX muss von einer unabhängigen Behörde und ohne Druck erfolgen. Ansonsten ist das Vertrauen in die MAX weg. Boeings Zukunft steht auf dem Spiel, denn die Erlöse aus dem MAX-Programm werden auch benötigt, um die neue 797 für 220 bis 270 Passagiere zu entwickeln.
Darüber hinaus wird die Diskussion, wie weit Automatisierung gehen darf und wo der Pilot die Kontrolle behalten soll, die Luftfahrtindustrie in den kommenden Jahren begleiten – nicht nur bei Boeing.
Hansjörg Bürgi, Chefredaktor und Verleger
Inhaltsübersicht
SkyStory
Sphair Experience Day: Profis fangen Talente ab
Entdecken, identifizieren, beurteilen und abfangen – das haben zwei F/A-18 der Schweizer Luftwaffe am 3. April mit einem Airbus A320 der Edelweiss Air inszeniert. Die Abfangmission war nicht nur Training für die Hornet-Piloten. Sphair, die Nachwuchsförderungsplattform für Aviatikberufe, wollte auch die Passagiere des Airbus «abfangen» und ihnen die Luftfahrt mit ihren Berufschancen näherbringen.
SkyTalk
Interview mit SBAA-Präsident Niclas von Planta
«Wir möchten effiziente, qualitativ hochstehende Transportlösungen anbieten, die auch als solche wahrgenommen werden», sagt der neue Präsident der Swiss Business Aviation Association (SBAA), Niclas von Planta, im SkyNews.ch-Interview. Er ist Geschäftsführer von ExecuJet Europe und kennt damit die Probleme, welche die rund zwei Dutzend SBAA-Mitglieder im Alltag fordern. Ein Dauerbrenner sind fehlende Slots an den grossen Flughäfen.
SkyForce
Eurofighter: Der Deal mit Deutschland
Der deutsche Staat – und nicht etwa Airbus – machte am 12. April in Payerne deutlich, wie vorteilhaft der Kauf des Eurofighters für die Schweiz sein könnte: Das bilaterale Verhältnis zwischen beiden Ländern könnte verbessert werden, selbst Kooperationen bei Infrastruktur- und Energieprojekten wären denkbar. Neue Töne in der Kampfflugzeugbeschaffung.
SkyPast
Biafra-Opereation: Motorpannen und Abschuss
Mitte 1969 spitzte sich die Lage in Biafra zu. Eine schwedische DC-7B, die fürs Rote Kreuz unterwegs war, wurde abgeschossen. Daraufhin weigerten sich die anderen Besatzungen weiterzufliegen. Mittendrin war der Schweizer Marcel Tschudin, der vor 50 Jahren für Balair und das IKRK in Cotonou arbeitete. Der erste Teil seiner packenden Story ist in der April-Ausgabe erschienen.
SkyFlight
AERO 2019: Klassik und Elektrozukunft
Mit einem Ausstellerrekord von 757 Unternehmen und 32‘100 Besuchern ist die AERO 2019 am 13. April erfolgreich abgeschlossen worden. Wie jedes Jahr setzten Schweizer Firmen in Friedrichshafen spezielle Akzente, dieses Jahr mit der 100-jährigen Junkers F-13 und im Elektroflug unter anderen mit AlpinAirPlanes.
SkyHeli
Rega-Drohne für Suchflüge
Auf dem Flugplatz Dübendorf hat die Rega am 12. April den Prototyp eines welt- weit einzigartigen Drohnensystems vorgestellt. Die Drohne soll zukünftig autonom bis zu 16 Quadratkilometer Fläche innerhalb von zwei Stunden nach vermissten Personen absuchen können. Kommt das Projekt plangemäss voran, könnte die Drohne ab 2020 bei Suchaktionen zum Einsatz kommen.