Neue Radarsysteme von Leonardo für den unteren Luftraum

24. Oktober 2025: Bei der Überwachung des unteren Luftraumes gibt es in der schwierigen Schweizer Topografie Lücken und diese drohen mit der Ausserdienststellung des taktischen Fliegerradars (TAFLIR) um das Jahr 2030 noch grösser zu werden. Deshalb will die Armee die Luftraumüberwachung mit teilmobilen Radarsystemen sicherstellen. Armasuisse hat diese Woche bekannt gegeben, dass der italienische Hersteller Leonardo mit seinem Radarsystem TMMR (Tactical Multi Mission Radar) als Lieferant für diese Fähigkeit gewählt wurde. Die neuen Sensoren eignen sich auch zur Detektion von Drohnen.

 

„Die neuen Sensoren werden mit ihren Fähigkeiten den Sensor-Wirkungsverbund Schweiz stärken und mit ihrer Überlebensfähigkeit sowie Ausleuchtung von Lücken die integrierte Luftverteidigung entscheidend verbessern. Das System besitzt die Fähigkeit, Ziele im unteren und mittleren Luftraum zu detektieren, zu klassifizieren und zu verfolgen sowie mittels einer Freund-Feind-Erkennung zu identifizieren“, schreibt das VBS in der Medienmitteilung zum Typenentscheid für das Leonardo-System. Weil aktive Radarsysteme von feindlichen Sensoren relativ einfach erkannt werden können, sind die besonders gefährdet. Deshalb sollen Sensoren heute mobil sein, damit sie ihre Standorte rasch wechseln können, wenn sie aufgeklärt wurden. Auch diese Anforderung erfüllt das besonders kleine und leichte, teilmobile TMMR-System von Leonardo. Das Radar alleine kann mit einem Gewicht von unter 50 Kilogramm sogar getragen werden.

 

Die Beschaffung teilmobiler Radare kurzer Reichweite erfolgt stufenweise. In einem ersten Schritt wird ein einzelnes Radarsystem zum Fähigkeitsaufbau beschafft. Wenn sich das beschaffte System im Einsatz bei der Truppe bewährt, ist die Beschaffung von mehreren Radarsystemen zum Abschluss des Fähigkeitsaufbaus vorgesehen. Im Rahmen der Armeebotschaft 2028 sollen weitere Radarsysteme zur Erreichung der Vollbefähigung eingeführt werden. Im Dezember 2024 hat Armasuisse im Rahmen eines Einladungsverfahrens sieben Hersteller zur Einreichung von Angeboten aufgefordert. Darauf sind vier verwertbare Angebote eingegangen. Nach Bewertung aller Angebote habe der italienische Hersteller Leonardo mit seinem Radarsystem TMMR den Zuschlag erhalten, so das Verteidigungsdepartement.

 

Das TMMR ist ein sehr kompaktes AESA- (Active Electonically Scanned Array) Radar, das im C-Band arbeitet. Das voll digitale Radar verwendet moderne GaN-Technologie (Galliumnitrid). Es ist von Leonardo explizit auch für Drohnenabwehr, Luftabwehr auf kürzeste Distanzen und das  Erkennen von Raketenartilleriegeschossen konzipiert. Das TMMR kann grundsätzlich über die Luftraumüberwachung hinaus auch zur Gefechtsfeldüberwachung genutzt werden. Der Hersteller gibt an, dass Mikrodrohnen auf mindestens 7 Kilometer Distanz entdeckt werden können, moderne Kampfflugzeuge (mit reduzierter Radarsignatur) sollen spätestens in 25 Kilometer Entfernung entdeckt werden.

Der Zuschlag für das Radarsystem TMMR steht im Einklang mit der Rüstungspolitischen Strategie des Bundesrates, die am 20. Juni 2025 verabschiedet wurde. Gemäss der Strategie sollen möglichst 30 Prozent des Rüstungsbeschaffungsvolumens der Schweiz in den Nachbarstaaten und weiteren europäischen Ländern getätigt werden. Um die Option zu haben, sich im Falle eines bewaffneten Konflikts in Zusammenarbeit mit anderen Staaten verteidigen zu können, muss die Schweiz Systeme und Material beschaffen, die mit denen anderer Staaten entweder identisch oder zumindest kompatibel sind. Dies betrifft in erster Linie die Nachbarstaaten der Schweiz. Darüber hinaus stärkt die Beschaffung in benachbarten Ländern die Lieferkettensicherheit und erhöht die Resilienz im Falle einer Krise oder eines bewaffneten Angriffs.

pd / Eugen Bürgler  www.ar.admin.ch