Grösste H145-Bestellung – mit bitterem Beigeschmack
14. Dezember 2023: Die deutsche Bundeswehr wird in den nächsten Jahren bis zu 82 militärische Mehrzweckhubschrauber des Typs H145M erhalten. Airbus Helicopters und die Bundeswehr haben einen entsprechenden Vertrag über 62 H145M Festbestellungen und 20 Optionen unterzeichnet. Es handelt sich dabei um den grössten Auftrag für den H145M, der jemals erteilt wurde. Das ist zweifellos ein grosser Erfolg für den bewährten H145, der auch als neuer Helikopter für die Rega-Flotte ausgewählt wurde, doch es gibt auch einen bitteren Beigeschmack: Die Bestellung ist gleichzeitig eine Bankrotterklärung für die Tiger-Kampfhubschrauber von Airbus Helicopters bei der Bundeswehr, die während ihrer gesamten Einsatzdauer nie eine zufriedenstellende Einsatzbereitschaft erreicht haben und nun also bereits durch H145M ersetzt werden sollen. Ob das die richtige Entscheidung ist, darüber sind sich auch innerhalb der Bundeswehr nicht alle einig.
Die deutsche Luftwaffe hat mit ihrer H145 LUH-Flotte für Spezialeinheiten bereits Einsatzerfahrung sammeln können. Laut Bruno Even, CEO von Airbus Helicopters, soll die Bundeswehr bereits 2024, weniger als ein Jahr nach Vertragsunterzeichnung, die ersten der neu bestellten H145 erhalten. Die H145M werden in der Basisversion inklusive des von Airbus Helicopters entwickelte Waffenmanagementsystems HForce geliefert. Der H145M ist die militärische Version des bewährten, leichten zweimotorigen Hubschraubers H145. Die weltweite Flotte der H145-Familie hat inzwischen mehr als sieben Millionen Flugstunden absolviert. Sie wird von Streitkräften und Sicherheitsbehörden auf der ganzen Welt für die anspruchsvollsten Missionen eingesetzt – auch die Rega wird ihre gesamte Helikopterflotte ab nächstem Jahr mit neuen H145 ersetzen. Die Bundeswehr betreibt bereits 16 H145M LUH SOF (insbesondere für den Einsatz mit Spezialkräften) und acht H145 LUH SAR-Hubschrauber. Die US-Armee setzt fast 500 Hubschrauber der H145-Familie unter dem Namen UH-72 Lakota ein. Weitere H145M-Betreiber sind Ungarn, Serbien, Thailand und Luxemburg; Zypern hat sechs Maschinen bestellt. Der H145M wird von zwei Turbomeca Arriel 2E-Triebwerken mit digitaler Triebwerksregelung (FADEC) angetrieben und verfügt über die moderne Avioniksuite Helionix ausgestattet, die auch einen leistungsstarken 4-Achsen-Autopiloten umfasst.
Mit der H145-Bestellung ist allerdings auch das Schicksal des Kampfhubschraubers Tiger bei der Bundeswehr besiegelt. Eigentlich als Vorzeigeprodukt der europäischen Industrie gestartet, machte er in Deutschland vor allem mit hohen Kosten und geringer Zuverlässigkeit Schlagzeilen – oft war nur eine Handvoll der 51 Maschinen umfassenden Flotte einsatzbereit. In diesem Jahr hat sich Deutschland entschieden, den Tiger-Kampfhelikopter fallen zu lassen und sich nicht an der Modernisierung auf den Standard Mark III zu beteiligen, an der Frankreich und Spanien arbeiten. Nach heutigem Kenntnisstand sollten die letzten Tiger bei der Bundeswehr zwar erst weit in den 2030er-Jahren ausgemustert werden, doch wird die Verfügbarkeit ohne weitere Modernisierungen und zusätzliche Investitionen wohl niedrig bleiben. Innerhalb der Bundeswehr gab es viele Stimmen, welche die Beschaffung eine „reinen“ Kampfhelikopters wie AH-64 Apache oder Bell AH-1Z Viper forderten. Mit der Grossbestellung bei Airbus scheint sich nun eine Lösung mit dem H145M Mehrzweckhubschrauber durchgesetzt zu haben. Eugen Bürgler