Boeing-Embraer-Deal anscheinend geplatzt

25. April 2020: Der 4,2 Milliarden Dollar-Deal mit dem Boeing die Airliner-Sparte von Embraer übernehmen wollte, ist anscheinend geplatzt. Wie Boeing heute mitteilt, hat sie das Master Transaction Agreement (MTA) mit Embraer gekündigt, mit dem die beiden Flugzeughersteller eine neue Ebene der strategischen Partnerschaft aufbauen wollten.

Gemäss dem MTA war der gestrige 24. April 2020 der erste Kündigungstermin, der von beiden Parteien aber verlängert werden könnte, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Boeing habe nun sein Kündigungsrecht ausgeübt, nachdem Embraer die erforderlichen Bedingungen nicht erfüllt habe, teilte der US-Flugzeugbauer aus Seattle mit.

Boeing habe über zwei Jahre fleissig daran gearbeitet, die Transaktion mit Embraer abzuschliessen. In den letzten Monaten habe es produktive, aber letztlich erfolglose Verhandlungen über unbefriedigte MTA-Bedingungen gegeben. Alle wollten diese bis zum ersten Kündigungstermin lösen, aber das sei nicht der Fall gewesen, sagte Marc Allen, Präsident von Embraer Partnership & Group Operations bei Boeing.

Die geplante Partnerschaft zwischen Boeing und Embraer wurde von den amerikanischen und brasilianischen Regulierungsbehörden, aber nicht von der Europäischen Kommission vorbehaltlos genehmigt. Die EU hat erklärt, dass es bis im August dauern werde, bis die kartellrechtliche Untersuchung abgeschlossen sei. Wie Boeing weiter mitteilte, werde man den bestehenden Master-Teaming-Vertrag mit Embraer, der ursprünglich 2012 unterzeichnet und 2016 erweitert wurde, beibehalten, um den Militärtransporter C-390 gemeinsam zu vermarkten und zu unterstützen.

Reuters berichtete im März, dass schwache Märkte dringende Fragen zum Schicksal des Deals aufgeworfen hätten, als die Luftfahrt von der Coronavirus-Krise heimgesucht wurde. Ein Rückgang der Embraer-Aktien und Bargeldprobleme bei Boeing aufgrund der Auswirkungen der Epidemie auf den Flugverkehr hätten die Wirtschaftlichkeit des Geschäfts untergraben, so Reuters.

Einer vertrauten Quelle zufolge, sei Boeing dem Deal weiterhin verpflichtet und es sei komplex, die Ausgliederung von Embraers kommerziellem Arm rückgängig zu machen.  Analysten schliessen einen zweiten Versuch, die strategische Bindung doch noch abzuschliessen, nicht aus. Medienberichten zufolge beinhaltet die Vereinbarung auch eine Kündigungsgebühr von 75 Millionen US-Dollar ein, die sich aus kartellrechtlichen Gründen auf 100 Millionen US-Dollar erhöht. Dies gehe aus einer Kopie der Fusionsvereinbarung hervor, die bei den US-Behörden eingereicht wurde.

Nun wird sich zeigen, was diese für den weltweiten Flugzeugmarkt bedeutet. Boeing geriet unter Zugzwang nachdem Airbus die CSeries von Konkurrent Bombardier für einen Dollar (und der Übernahme aller Schulden) gekauft und somit das Programm gerettet hat. Airbus vermarktet das Flugzeug nun neu und erfolgreich als Airbus A220. Boeing und Embraer wollten die Verkehrsflugzeuge des brasillianischen Herstellers (E170, E175, E190, E195) weltweit gemeinsam vermarkten.  Hansjörg Bürgi

Zum Statement von Boeing

Vor einer zum Start rollenden Boeing 777 landet eine Embraer 170 in Osaka-Itami. Foto Hansjörg Bürgi