Round Table mit dem neuen Swiss-Chef Jens Fehlinger
17. Februar 2025: Erstmals hat sich der neue Swiss-Chef Jens Fehlinger heute an einem Round Table den Medien gestellt. Er hat am 1. Oktober 2024 Dieter Vranckx als CEO abgelöst und sich mittlerweile gut eingearbeitet. Er präsentierte sich als sympathischer Deutscher und beantwortete über eine Stunde lang geduldig alle Fragen der Medienleute.
Der 43-jährige Jens Fehlinger Fehlinger studierte Luftfahrtsystemtechnik und -management in Bremen und Verkehrswesen an der TU Darmstadt. Zudem hält er einen Executive MBA der „IE Business School“ in Madrid und er ist Linienpilot. Er begann 2006 seine berufliche Laufbahn bei der Lufthansa Group und übernahm in den folgenden Jahren zahlreiche Managementfunktionen. Während der Pandemie verantwortete er das Krisenmanagement-Office der Lufthansa Group und leitete anschliessend das Restrukturierungsprojekt ReNew. Danach führte er als Co-Geschäftsführer die Fluggesellschaft Lufthansa Cityline und baute als Geschäftsführer gleichzeitig die neue Airline Lufthansa City Airlines auf, bis er zur Swiss wechselte. «Wenn man die Chance hat, zur Swiss zu gehen, dann ist das eine grosse Verantwortung und ein Traumjob, den man machen darf», sagte er dazu.
Eigentlich hätte der Medientermin bereits nach etwa 100 Tagen bei Swiss stattfinden sollen. Doch aufgrund des Unfalls mit der Notlandung am 23. Dezember 2024 in Graz, welcher einem Swiss-Flight Attendant das Leben kostete, wurde der Round-Table auf Mitte Februar verschoben. Zum Problem mit den GTF-Triebwerken hielt er fest, dass das Triebwerk des A220-300, der in Graz notlanden musste, bei Pratt&Whitney in den USA untersucht werde. Ergebnisse lägen noch keine vor, das dauere mehrere Monate. Aber er schloss ein Grounding der A220 deswegen aus.
2025 werde durch die Einflottung des neue Airbus A350 mit der komplett neuen Swiss-Senses-Kabine geprägt, sagte Jens Fehlinger weiter. Die erste A350 soll im September in Dienst gehen, zuerst des Crew-Trainings wegen auf Europastrecken. Swiss ist 2024 bei Sitzkilomeerangebot um zehn Prozent gewachsen, für 2025 wolle man diesbezüglich nur fünf Prozent wachsen, erwähnte er. Ziel sei es aber, wie in der Vergangenheit, eine EBIT-Marge von zwölf Prozent zu erreichen und speziell die Qualität zu steigern. Um die operationelle Stabilität zu halten, würden die verlängerten Umsteigezeiten vorläufig beibehalten. Ihre finanziellen Ergebnisse von 2024 gibt Swiss am 6. März bekannt.
Durch die Integration der ITA in die Lufthansa Group werde die Anbindung an Südamerika besser, auch ab der Schweiz. Zudem schaue man sich die Kurzstrecken-Airbusse der ITA genau an, denn diese verfügten über ein Premium-Produkt, das sei auch für Swiss eine Möglichkeit, sagte Jens Fehlinger.
Sorgen bereitet ihm die Pünktlichkeitssituation in Zürich. 2024 hat die Swiss nur gerade 65 Prozent ihrer Flüge pünktlich abgewickelt, für 2025 setzt sie sich 75 Prozent als Ziel. Er begrüsst die aktuelle politische Diskussion um das SIL-Verfahren und hält die vorgeschlagenen Massnahmen für richtig. Swiss setze sich dabei klar für den «Straight 16» ein, also den Geradeausstart ab der Piste 16 bei Bise und Nebel. Doch auch der dieses Jahr startende Neubau des Docks A werde zu weiteren Verzögerungen führen. In diesem Zusammenhang wird Swiss ab 2027 auch neue Lounges am Flughafenkopf A beziehen, diese werden den First- und Businessclass-Passagieren für die nächsten 10 bis 12 Jahre zur Verfügung stehen. Swiss halte aber am Hub Zürich fest, in Genf wachse sie zwar derzeit stärker, aber ein Hub-System der Swiss in Genf schliesst er aus.
Auch zur geplanten Installation von Metallplatten in den Airbus A330-300 im Zusammenhang mit dem Swiss-Senses-Kabinenumbau und der dadurch entstehenden Weight&Balance-Problemen, nahm Jens Fehlinger Stellung. Es sei eine Abwägungsentscheidung zwischen Produkt und Kundenerlebnis und was man an «Hardware» anbieten könne. Es betreffe nur die A330, doch die Nachfrage nach den neuen Sitzen sei so gross, dass man nach dem Umbau mit Bleiplatten weiterfliegen müsse, man schaue sich das aber genau an und hoffe, dass nicht alle A330 so umgebaut werden müssten. Es sei auch kein spezifisches Swiss-Problem, sondern bei allen A330 so.
Bezüglich Wetlease-Partner erwähnte Jens Fehlinger, dass Swiss derzeit rund 20 Flugzeuge von Helvetic und AirBaltic einsetze. Während bei Helvetic kein Abbau geplant sei, möchte Swiss doch weniger A220-300 von AirBaltic einsetzen, obwohl das Kundenfeedback gut sei. Das hänge aber von der Verfügbarkeit der GTF-Triebwerke für die eigenen A220 ab. Zudem wird in den nächsten Tagen der neuste A320neo der Swiss, die HB-JDI, in Zürich eintreffen.
Jens Fehlinger möchte auch wieder selbst Fliegen, er verfügt über rund 6000 Flugstunden Erfahrung. Seine Lizenz hat er zur Swiss übertragen und er hält sich im Simulator fit, macht aber keinen Hehl daraus, dass er dereinst wieder regelmässig A320 auf der Strecke fliegen möchte, wenn es denn die Arbeitsbelastung erlauben wird. Er wohnt mittlerweile in Zürich und verbringt bereits jetzt viel Zeit mit seiner Familie in der Schweiz. Hansjörg Bürgi

Am 17. Februar 2025 stellte sich der neue Swiss-CEO Jens Fehlinger erstmals den Medien vor. Foto Hansjörg Bürgi

Am 17. Februar 2025 stellte sich der neue Swiss-CEO Jens Fehlinger erstmals den Medien vor. Foto Hansjörg Bürgi