Teil-Grounding von Swiss
14. März 2020: Rund die Hälfte der Swiss-Flotte ist derzeit auf dem Flughafen Zürich abgestellt. Die Auswikungen der Corona-Krise treffen die Luftfahrt besonders hart. Swiss führt Kurzarbeit ein, Lufthansa will die Dividenenauszahlung ausetzen.
Es kommen einem unmittelbar die Bilder vom Oktober 2001 vom Swissair-Grounding in den Sinn, wenn man derzeit den Flughafen Zürich besucht. Insbesondere in der Werft, auf den Charlie-, Delta-, Golf-Standplätzen, auf den Whiskey-Standplätzen und auf Enteiserplätzen sind Swiss-Flugzeuge abgestellt. Die Hälfte ihrer Flotte von rund 90 Flugzeugen steht am Boden. Nächste Woche dürften es noch mehr werden, da weitere Länder, so etwa Östereich oder Tschechien ab Montag für Reisende aus der Schweiz „dicht“ machen.
Um die aus den Einschränkungen und dem starken Nachfragerückgang resultierenden fehlenden Erträge zu kompensieren, werde Swiss während der kommenden Monate vorsorglich weitere Massnahmen zur Liquiditäts- und Ertragssicherung einleiten, teilte die Airline mit. Bei den Massnahmen handelt es sich vorerst um eine Verschiebung von Lohnanteilen innerhalb diesen Jahres. Zudem wurde ein Einstellungsstopp verhängt. Des Weiteren werden nicht betriebsnotwendige Projekte eingestellt oder verschoben. Swiss sei in engem Kontakt mit den Behörden und werde zunächst für Cockpit und Kabine Kurzarbeit beantragen, so die Airline. Weitere Bereiche am Boden sind in Prüfung.
Swiss-CEO Thomas Klühr: «Swiss ist robust aufgestellt und verfügt zusammen mit der Lufthansa Gruppe über eine starke Position. Aufgrund der sehr dynamischen und unvorhersehbaren Auswirkungen des Corona-Virus leiten wir umgehend weitere Massnahmen zur Liquiditätssicherung ein.» Alle Massnahmen wurden in enger Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern des Fliegenden Personals und des Bodenpersonals erarbeitet. Und genau in dieser grössten Krise der Schweizer Luftfahrt seit dem Swissair-Grounding will der Nationalrat nächste Woche im Rahmen des CO2-Gesetzes der Aviatik neue finanzielle Belastungen auflegen, obwohl diese mit Corsia und dem EU-ETS ihren CO2-Ausstoss bereits doppelt kompensiert…
Der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG hat am Freitag beschlossen, der Hauptversammlung die Aussetzung der Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2019 vorzuschlagen. Die Lufthansa Group hat das Jahr 2019 mit einem Adjusted EBIT von 2,026 Milliarden Euro abgeschlossen. Die Adjusted EBIT-Marge lag bei 5,6 Prozent und damit innerhalb der im Juni 2019 prognostizierten Spanne von 5,5 Prozent bis 6,5 Prozent. Die Lufthansa Group wird am 19. März ausführlich über die Geschäftsentwicklung im Jahr 2019 und den Ausblick für das laufende Jahr berichten. Am gleichen Tag wird auch Swiss ihre Zahlen für 2019 veröffentlichen.
Zudem brummt die EASA den europäischen Airlines neue Massnahmen für die Desinfekttion der Kabinen der Flugzeuge auf: So sind „Flugzeuge aus Orten mit hohem Risiko“ spätestens 24 Stunden nach Abflug einer gründlichen Desinfektion und Reinigung zu unterziehen. Wie effektiv diese Massnahmen sind, sei dahingestellt, denn das Virus wird nach heutigem Wissenstand von Mensch zu Mensch übetragen und nicht von leeren Sitzen aus. Und die EASA macht noch einen drauf: Zusätzliche Leitlinien, die in Kürze veröffentlicht werden sollen, empfehlen, dass bei nicht vollbesetzten Flügen die Passagiere nach Möglichkeit in der gesamten Kabine verteilt werden sollten. Nach Möglichkeit sollten die Passagiere auch mit Einweg-Desinfektionstüchern ausgestattet werden, mit denen sie ihren Sitzbereich zur persönlichen Beruhigung zusätzlich reinigen können. Report Hansjörg Bürgi