Erneute Nieuport-Testflüge in Grenchen

25.04.2021: Vergangenen Montag, am 19. April, hat der dritte Testflug-Tag des Nieuport 23 C-1 HB-RNA mit den Flügen 5 bis 7 auf dem Flugplatz Grenchen stattgefunden. Diese Flüge dienen vor allem der Vorbereitung für die Abnahme durch das BAZL. Zudem haben sie Gelegenheit geboten, den Flugapparat Nieuport 23 C-1 besser kennenzulernen. Es gibt keine andere Möglichkeiten, als das Flugverhalten der Maschine durch die erflogenen und anschliessend protokollierten Werte zu erfahren.

Schon das Vorbereitungsprozedere für einen Start ist ein Ritual. Mittels einem Litermass wird der Treibstoff von Hand abgefüllt und in die Öffnung vor dem Cockpit getankt. Diese Betankungsart hilft, das Tanken zu dosieren, denn die Tankanzeige liefert erst im Geradeausflug verlässliche Werte. Die Nieuport verbraucht etwa 18 Liter Benzin pro Stunde, angereichert mit Rizinusöl. Fliegerenthusiasten lieben den Duft beim Vorbeiflug…

Während der Testpilot Isidor Von Arx im Cockpit Platz nimmt, wird durch Kuno Schaub und Helfer der Propeller in ‘Zylinderschritten’ angedreht und jeweils mittels Kännchen etwas Treibstoff in die neun Zylinder eingespritzt. Mit einem kräftigen Dreh am Propeller startet der originale LeRhône-Rotationsmotor (oder Umlaufmotor) im Einfachsystem überraschend schnell und problemlos. Kurzer Take Off-Check, Wegziehen der Radblöcke, schon rollt die HB-RNA mit der Seriennummer 3548 und hebt nach kurzer Rollstrecke ab. Die Steigleistung ist ansprechend und so erreicht die Nieuport bald die Höhe von ein paar hundert Meter über dem Platz um die vorgegebenen Flugtests durchzuführen.

Die Flüge werden anhand des Flugerprobungsprogramms der EAS (Experimental Aviation of Switzerland) vorgenommen, wobei technisch für diesen Apparat nicht alle Tests erfolgen können. Die Erkenntnisse aus diesen Tests gelangen anschliessend ins AFM (Aircraft Flight Manual). Am dritten Testtag wurden „Airspeed Calibration“,“Climb Performance“ und „Power Off Stall“ erflogen.

Mit dem einer Jagdmaschine angepassten Sinkflug kommt der Apparat wieder in den Endanflug. Nur die zum Motorentyp passenden „Aussetzer“ bei einer Leistungsreduzierung auf Leerlauf erstaunen. Bei der sanften Landung fällt auf, dass der Pilot grosse Steuerkorrekturen vornehmen muss, um das Flugzeug in der Achse der Piste zu halten. Von Isidor Arx ist mit den Landungen noch nicht ganz zufrieden: «Die perfekte Dreipunktlandung gelingt mir noch nicht zur vollsten Zufriedenheit. Dafür gelingen die Starts jetzt gut. Das Flugzeug fliegt schon fast perfekt, nur in Rechtskurven zieht sie noch nach links. Aber das bringen wir auch noch hin», meint Von Arx. Sofort nach der Landung protokolliert Isidor von Arx die Flugergebnisse und Kuno Schaub reinigt die Ölspuren von der Maschine. Ruhig, bedacht, professionell.

Das Projekt sieht vor, dass drei dieser Apparate gebaut werden. Der Zweite, die HB-RNB, wird voraussichtlich Ende 2022 fliegen und wird die Seriennummer von Oskar Biders Unglücksmaschine erhalten. Diese Information wurde erst kürzlich anhand von Unterlagen bekannt. Dann soll auch noch die HB-RNC folgen.  Report Thomas P. Hofer