SUST: DA20-Absturz im Birrfeld wegen Benzinmangels
30. Mai 2023: Am 17. Juni 2021 verunfallte ein Berufspilot, nachdem der Motor seiner Diamond DA20-C1 während des Steigflugs nordöstlich des Flugplatzes Birrfeld ausgefallen war. Der Pilot wurde dabei schwer verletzt und das Flugzeug erlitt erheblichen Schaden. Vor Kurzem publizierte die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST den Schlussbericht zu diesem Unfall.
Der Pilot, ein damals 49-jähriger Mann mit Berufspilotenlizenz, startete nachmittags vom Flugplatz Birrfeld in der Diamond DA20-C1 HB-SGI der Fliegerschule Birrfeld AG. Geplant hatte er, dem Bericht zufolge, einen Rundflug über den Genfersee mit einer maximalen Flugdauer von vier Stunden, um schliesslich wieder am Startflugplatz zu landen. „Die Flugvorbereitungen verliefen wie üblich und er betankte das Flugzeug bis zum Überlauf voll“, so der Bericht der SUST.
Nach etwas mehr als drei Stunden Flugzeit setzte der Pilot auf der Piste 08 des Flugplatz Birrfeld auf, der Tankstand wurde ihm laut SUST als ¼ voll angezeigt. Nach dem Aufsetzten begann der Pilot ein Touch-and-go-Manöver mit der Intention noch eine letzte Runde um den Flugplatz zu drehen. Kurz nach dem erneuten Abheben bemerkte er jedoch die starke Vibration des Flugzeuges. Kurz darauf fiel der Motor aus. Die DA20-C1 Eclipse driftete rund 90 Grad links aus und schlug kurz darauf auf dem Feld kurz hinter der Piste auf. Der linke Flügel kam zuerst mit der Wiese in Berührung und wurde durch den Aufprall vom Rumpf der Maschine getrennt, so der Unfallbericht. Der Rumpf der HB-SGI brach zudem kurz hinter dem Flügel entzwei.
Bei den Untersuchungen des Wracks stellte die SUST fest, dass der Treibstofftank des Flugzeugs bis auf vier Deziliter so gut wie leer war. Die Untersuchungsstelle beteuert, keine Beschädigungen oder undichte Stellen gefunden zu haben, die vor dem Unfall existierten. Daraufhin prüfte die SUST die Tankanzeige der DA20-C1, welche laut Bericht dem verunfallten Piloten eine genügende Füllmenge während seines Durchstartmanövers angab. Es wurde festgestellt, dass bei geringer Füllmenge das Instrument konstant zu viel anzeigt. Trotz komplett entleerten Tankes zeigt das Instrument an, rund ¼ Restmenge zu erkennen.
Berechnungen, getätigt durch die SUST, zeigten dass der durchschnittliche Treibstoffverbrauch während des Unfallflugs etwa 28 Liter pro Stunde betrug. Da dies über den vom Hersteller in den Flugplanunterlagen vermerkten 24 Liter pro Stunde liegt, konnte von dem Piloten nicht erwartet werden, die verbleibende Restmenge selbstständig zu berechnen. Da zudem die Tankanzeige nicht die korrekte Füllmenge darstellte sei es dem 49-jährigen grundsätzlich nicht möglich gewesen, diese wichtige Information zu wissen, so der Bericht. Der erhöhte Mehrverbrauch des Motors kann laut der Unfallermittlung auf den Einbau eines neuen Motors zurückgeführt werden.
Die SUST gab an, den folgenden Bestand als Ursache des Unfalls ermittelt zu haben: Der Kontrollverlust des Flugzeuges entstand durch einen Motorausfall aufgrund Treibstoffmangels. Die HB-SGI wurde kurz vor dem Umfall mit einem neuen Motor ausgestattet, bei dem keine weiteren Überprüfungen des Treibstoffdurchflusses getätigt wurden. Der Verbrauch der HB-SGI lag über dem, von dem Piloten erwarteten, Wert und die Tankanzeige gab am Ende des Fluges den inkorrekten Tankfüllstand an. Der Pilot interpretierte allerdings den Verlauf der Tankanzeige im Vergleich zu den möglichen Berechnungen, besonders in Bezug auf die gesetzlich vorgesehene Notfallreserve, zu wenig kritisch und favorisierte die Informationen, die mit seinem Flugvorhaben besser übereinstimmten, so die SUST weiter. Julia Schupfner
Zum SUST-Schlussbericht: HB-SGI_SB_D