Eurofighter und Super Hornet für Deutschland

23. April: Deutschland plant seine Tornado-Kampfflugzeuge durch neue Eurofighter und F/A-18E/F Super Hornets sowie F/A-18G Growler ersetzen. Aus Schweizer Sicht bemerkenswert: Damit wären alle Kandidaten für ein neues Schweizer Kampfflugzeug in einem Nachbarland im Einsatz.

Heftig wurde und wird in Deutschland darüber debattiert, wie die in die Jahre gekommene Tornado-Flotte ab 2025 ersetzt werden soll. Insgesamt hat die deutsche Bundeswehr seit 1981 357 Tornados erhalten, inzwischen ist die Flotte auf rund 85 Maschinen geschrumpft. Sie werden als Jagdbomber (Tornado IDS), Aufklärer (Tornado Recce) und in der elektronischen Kampfführung (Tornado ECR) eingesetzt. Besonders zu reden gab die Rolle der Tornados als Träger von Nuklearwaffen im Rahmen der „Nuklearen Teilhabe“. Deutschland verpflichtet sich in diesem NATO-Abschreckungskonzept, im Ernstfall Trägerplattformen für US-amerikanische Nuklearwaffen des Typs B-61 bereitzustellen.

Airbus und die deutsche Industrie machten sich mit der Schützenhilfe verschiedener Politiker dafür stark, als Ersatz für die Tornados zusätzliche Eurofighter zu beschaffen. Airbus stellte bereits verschiedene Weiterentwicklungen vor, um den Eurofighter für diese Aufgabe zu optimieren. Die deutsche Industrie hofft, mit einem weiteren grossen Auftrag der deutschen Regierung nicht nur viel Arbeit und Verdienst im Land behalten zu können, sondern auch Know-how zu erhalten, bis die Arbeiten für das Future Combat Air System (FCAS) im grossen Stil anlaufen. Dieses europäische Projekt für ein zukünftiges, umfassendes System der Luftkriegsführung dürfte auch zu den Hauptgründen gezählt haben, weshalb die amerikanische F-35 schon früher aus dem Rennen um die Tornado-Nachfolge ausgeschieden ist.

Einem kompletten Ersatz der Tornado-Flotte durch Eurofighter steht im Weg, dass der Eurofighter nicht für die B-61 Nuklearwaffen zertifiziert ist. Eine Zertifizierung dürfte – weniger aus technischen, sondern vielmehr aus (wirtschafts-) politischen Gründen – auch kein einfaches Unterfangen sein. Nun haben sich die Signale aus dem deutschen Verteidigungsministerium weiter verdichtet, dass Deutschland einen Mix aus neuen Eurofighter, F/A-18E/F Super Hornet und F/A-18G Growler beschaffen will. Die F/A-18G Growler ist eine auf elektronische Kampfführung spezialisierte Version der Super Hornet. Die Rede ist nun in Deutschland von der Beschaffung von 30 Super Hornet, 15 Growler und rund 90 neuen Eurofighter, wobei darin die bereits angekündigte Bestellung von bis zu 38 neuen Eurofighter im Projekt Quadriga zum Ersatz alter Flugzeuge der Tranche 1 enthalten ist. Die Super Hornet ist zwar derzeit auch nicht für den Einsatz der B-61 Nuklearwaffen zertifiziert, doch dürfte das bedeutend einfacher zu erreichen sein als beim europäischen Konkurrenzprodukt. Die neuen Eurofighter, auch jene aus dem Projekt Quadriga, werden mit dem neuen AESA E-Scan-Radar und weiteren Verbesserungen ausgerüstet sein.

Aus Schweizer Sicht wäre dieser Zwei-Flotten Entschluss nicht zuletzt deshalb interessant, weil damit alle vier Kandidaten für ein neues Schweizer Kampfflugzeug in einem Nachbarland im Einsatz stehen würden: Eurofighter und Italien (sowie in der alten Tranche 1 Version auch noch in Österreich), Rafale in Frankreich, F-35A in Italien und Super Hornet neben den Eurofighter in Deutschland. eb

Rund drei Dutzend Eurofighter plant die deutsche Luftwaffe als Ersatz für ältere Eurofighter der Tranche 1 ohnehin neu zu beschaffen, nun könnten es mit einem Teil-Ersatz der Tornado-Flotte noch deutlich mehr werden. Foto Eugen Bürgler

Wie in der Schweiz steht auch in Deutschland die F/A-18E/F Super Hornet in der Auswahl für ein neues Kampfflugzeug, wobei in Deutschland für die Super Hornet die Luft-Boden-Rolle im Vordergrund steht. Foto Eugen Bürgler