Gripen E nimmt nicht an Flugerprobung teil

Kommt der Gripen E im Juni zur Flug- und Bodenerprobung in die Schweiz oder nicht – das war bei der Suche nach einem neuen Schweizer Kampfflugzeug die grosse Frage der letzten Monate. Jetzt ist klar, der Gripen E kommt nicht, weil die Armasuisse nur bereits operationell einsatzfähige Flugzeug testen will. Seine Offerte zieht Saab aber nicht zurück.

Bis Mitte Mai hatten die Gripen E Prototypen rund 125 Flugstunden absolviert. Zwar wurden bereits Waffen erprobt und der Flugbereich bis zu Beschleunigungen von 9g erflogen, aber der Gripen E ist damit natürlich noch ein gutes Stück von einem operationell voll einsatzfähigen Flugzeug entfernt. Der Schweizer Zeitplan bei der geplanten Kampfflugzeugbeschaffung und die Anforderung der Armasuisse, die Flug- und Bodenerprobung in der Schweiz mit operationell einsatzbereiten Flugzeugen zu absolvieren, kam Saab da in die Quere. Trotzdem bekräftigte Saab lange die Absicht, mit einem der inzwischen drei fliegenden Gripen E Prototypen und einem voll einsatzfähigen Gripen C an den Flugtests Ende Juni in Payerne teilzunehmen.

Armasuisse empfahl Rückzug

Wie aus der am 13. Juni veröffentlichten Mitteilung von Saab hervorgeht, hat sich Saab auf Empfehlung der Armasuisse von den Flugtests zurückgezogen: «Das eidgenössische Bundesamt für Rüstung Armasuisse hat Saab formell empfohlen, mit Gripen E nicht an der kommenden Flug- und Bodenerprobung in der Schweiz teilzunehmen. Der Grund dafür ist, dass die Tests nur zur Evaluation von 2019 bereits operationell einsatzbereiten Flugzeugen entwickelt wurden.»

In der gleichen Mitteilung unterstreicht Saab, dass der Gripen E Jahre vor den geplanten ersten Auslieferungen im Jahr 2025 in Dienst gestellt werde und alle geforderten Vorgaben der Schweiz erfüllen könne. Laut Saab haben sich seit der Einreichung des Angebots am 25. Januar 2019 die Anforderungen von Armasuisse bezüglich der Flugtests weiterentwickelt – die Teilnahme sei nunmehr ausschliesslich voll einsatzfähigen Flugzeugen vorbehalten. Saab habe der Armasuisse verschiedene Alternativvorschläge unterbreitet (zum Beispiel Flugtests mit Gripen E und voll einsatzfähigem Gripen C), um an den Flugtests im Juni 2019 teilnehmen zu können, diese seien jedoch abgelehnt worden.

Mehr oder weniger deutlich kritisiert Saab das Vorgehen der Armasuisse: Saab habe im gesamten Verlauf des Gripen-E-Programms den Entwicklungsstatus des Kampfflugzeugs öffentlich kommuniziert und die Erreichung wichtiger Meilensteine stets publiziert. Man müsse davon ausgehen, dass Armasuisse im Besitz der relevanten Informationen war, als Saab 2018 eingeladen wurde, sich an der Ausschreibung zu beteiligen.

Offerte bleibt bestehen

Im VBS ist seit Beginn der laufenden Kampfflugzeug-Evaluation das Bestreben deutlich geworden, eine «Papierflieger-Diskussion» wie bei der letzten Evaluation unbedingt zu vermeiden. Noch bleibt offen, ob der Gripen E mit der Nicht-Teilnahme an der Erprobung Ende Juni in Payerne nun aus dem Rennen ist oder nicht. Saab zeigt sich jedenfalls nach wie vor überzeugt, dass der Gripen E die beste Wahl für die Schweiz darstellen würde. Das im Januar 2019 unterbreitete Angebot gelte nach wie vor und Saab sei bereit, sich zur termingerechten Lieferung von mindestens 40 Gripen-E-Kampfflugzeugen zu verpflichten und sich dabei an alle Vorgaben sowie an das geplante Budget zu halten. Eugen Bürgler

Mehr Informationen zum aktuellen Status des Gripen-E-Programms in der Juli-Ausgabe von SkyNews.ch eb