Absturz der Jodel HB-SUV in Pfäffikon geklärt

15. Januar 2022: Der Absturz der Uetz-Jodel D11-2  am 19. Juli 2017 im zürcherischen Pfäffikon ist geklärt: Nach einem Durchstart auf der Piste 12 des Flugplatzes Speck-Fehraltorf ist die HB-SUV bei heftigen Windböen einer herannahendem Gewitterfront bei einer missglückten Notlandung abgestürzt. Der damals 33-jährige Fluglehrer und sein 40-jähriger Flugschüler erlitten schwerwiegende Verletzungen. Die Untersuchung hat die deutsche Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) geführt, weil die SUST befangen war.

Im Rahmen einer Privatpilotenausbildung starteten der Fluglehrer und der Flugschüler etwa um 17.40 Uhr mit der Jodel D11-2 HB-SUV auf der Piste 30 in Speck-Fehraltorf. Zur Eingewöhnung nach einer längeren Flugpause des Schülers verliessen sie zunächst den Platzbereich und kehrten dann wieder zurück. Der erste Anflug führte über den linken Gegenanflug zur Piste 30. Danach folgte eine weitere Platzrunde auf die Piste 30. Beim Erreichen von etwa 2000 Fuss und dem Eindrehen nach links in den Downwind hätten schlagartig Turbulenzen das Flugzeug erfasst, hält die BFU fest. Die Turbulenzen seien derart stark gewesen, dass der Flugschüler die Steuerung des Flugzeuges an den Fluglehrer übergeben habe. Dieser sei dann zuerst über den Flugplatz geflogen und habe am Windsack gesehen, dass nun Südostwind herrschte. Daher habe er entschieden, eine verkürzte Platzrunde mit Anflug auf die Piste 12 einzuleiten. Seine Absicht sei es gewesen, so schnell wie möglich wieder zu landen, so die BFU.

Im Endanflug zur Piste 12 habe die angezeigte Fluggeschwindigkeit aufgrund der heftigen Windböen zwischen 85 km/h und 150 km/h stark variiert. Über dem Pistenanfang habe der Fluglehrer erkannt, dass die Landung lang und auf der verbleibenden Piste nicht mehr möglich sein werde. Als sich das Flugzeug in der Pistenmitte immer noch in der Luft befand, habe er das Durchstartmanöver eingeleitet. Nach den Angaben des Fluglehrers gab der Motor dabei volle Leistung ab. Er habe angestrebt, das Flugzeug mit einer angezeigten Geschwindigkeit von 80 km/h zu steuern, um keinen Strömungsabriss zu riskieren, steht im Untersuchungsbericht. Der Platzrunde der Piste 12 folgend drehte der Fluglehrer das Flugzeug in einer Flughöhe von etwa 60 Fuss über Grund nach links in den Querabflug. Nach seinen Aussagen wurde es dabei schlagartig einer sehr starken Rückenwindkomponente ausgesetzt und verlor schnell an Höhe. Er habe in darauf geachtet, dass die Geschwindigkeit nicht unter die Abrissgeschwindigkeit fiel.

Der Flugschüler beschrieb, dass sie mit 80 oder 90 km/h geflogen, aber mit dieser Geschwindigkeit nicht hochgekommen seien. Der Fluglehrer schätzte ein, dass eine Umkehrkurve nicht möglich sei, denn trotz maximaler Motorleistung habe das Flugzeug weiterhin an Höhe verloren. Da ein Geradeausflug aufgrund des in nördlicher Richtung ansteigenden Geländes nicht möglich war, habe er entschieden, eine Notlandung auf ein hindernisfreies Feld links des Flugweges durchzuführen. Unmittelbar nach Einleiten einer leichten Linkskurve habe das Flugzeug schlagartig eine starke Rollbewegung nach links ausgeführt und berührte in der Folge annähernd in Messerfluglage mit dem linken Flügel die Pflanzen eines Rapsfeldes, drehte sich um die linke Flügelspitze und schlug in Rückenfluglage und mit der Flugzeugnase voran um 18.27 Uhr auf einer Asphaltstrasse in Pfäffikon auf.

In ihrer Beurteilung hält die BFU fest, dass der Entscheid für den Durchzustart erst sehr spät und in geringer Höhe über der Piste erfolgte, als erkannt wurde, dass die zur Verfügung stehende Strecke für eine Landung nicht ausreichen würde. Ein längerer Endanflug hätte dem Piloten mehr Zeit gegeben das Flugzeug für die Landung auf der kurzen Piste zu stabilisieren oder auch um die Situation zu beurteilen und den Anflug früher abzubrechen. Nach dem Durchstarten muss sich das Flugzeug, aufgrund des Vergleichs zwischen den Angaben der Piloten zur angezeigten Fluggeschwindigkeit und der vom GPS aufgezeichneten Geschwindigkeit über Grund, in einer Flugrichtung mit starkem Rückenwind befunden haben, so die BFU.  Wahrscheinlich aufgrund der böigen Rückenwindsituation, bei gleichzeitig vom Fluglehrer gewollt eingesteuerter geringer Fluggeschwindigkeit über dem in Flugrichtung ansteigenden Gelände, kippte das Flugzeug aus geringer Höhe unerwartet ab. Warum der Fluglehrer bei der Böigkeit eine Geschwindigkeit zwischen 80 und 90 km/h und nicht Vx von 95 km/h oder Vy von 110 km/h einsteuerte, erschloss sich der BFU nicht. Zudem bewegte sich das Fluggewicht der Jodel nahe am zulässigen Limit und die hohe Temperatur reduzierte die Leistungsfähigkeit des Motors.  hjb

Link zum Unfallbericht: HB-SUV_BFU_D