Rückenwind blies „Motten“ von der Piste

25. Februar 2024: Anlässlich des 25. Jubiläums des Huntervereins Obersimmental fand am 31. August 2019 auch ein Fly-in von 13 DeHavilland Doppeldeckern in St. Stephan statt.  Zwei Piloten verloren bei der Landung aufgrund des unerwarteten Rückenwindes die Kontrolle über ihre „Motten“, eine wurde dabei beschädigt. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST hat nun den summarischen Bericht über den Vorfall veröffentlicht.

Die DeHavilland-Gruppe traf von Frankreich herkommend am 30. August 2019 auf dem Flugfeld Thun (LSZW) ein. Ein mit den Gegebenheiten von St. Stephan vertrauter Pilot erwartete sie mit seinem Bücker 131 Jungmann in Thun, um über die Mittagspause den Weiterflug nach St. Stephan zu planen. Es war vorgesehen, dass sich die 14 Flugzeuge nach dem Start in Thun zu einer Formation sammelten, um anschliessend nach St. Stephan zu fliegen. Über dem Flugplatz St. Stephan sollte sich die Formation auflösen, damit die einzelnen Flugzeuge der Reihe nach über den linken Gegenanflug die Landung auf der Piste 14 durchführen. Diese wurde aufgrund des erwarteten leichten und variablen Windes gewählt und da die Piste in dieser Richtung ansteigt. Landungen auf dem Gras – von den Hecksporn-Piloten bevorzugt – waren aus betrieblichen Gründen nicht möglich.

Da die 13 De Havilland Doppeldecker ohne Radbremsen und zum grössten Teil nur mit einem Hecksporn ausgerüstet waren, stellte der Veranstalter für das Manöverieren am Boden genügend Helfer bereit, die nach dem Ausrollen der Flugzeuge auf der Piste durch Hilfestellung an den Flügelenden den Piloten zur Verfügung standen. Ein Beobachter am Boden bemerkte, dass verschiedene Piloten der De Havilland Doppeldecker beim Ausrollen Mühe bekundeten, die Richtung zu halten. Einige Flugzeuge brachen zudem links oder rechts von der Piste ins angrenzende Gras aus. Dieser Beobachter bemerkte, dass der Wind spürbar aus Richtung Zweisimmen wehte, was bedeutete, dass die Flugzeuge mit Rückenwind landeten.

Als eine der letzten Maschinen landete die DH.60G Moth Major G-ACGZ auf der Piste 14. Der Pilot flog den Endanflug mit rund 55 KIAS und bemerkte gemäss SUST-Bericht den Rückenwind. Nach der Landung verlor er die Kontrolle über das Flugzeug, so dass dieses knapp 300  Meter nach der Pistenschwelle 14 ebenfalls nach rechts ausbrach. Dabei wurden durch die seitlich wirkenden Kräfte Teile der hinteren Hauptfahrwerk-Abstrebung rumpfseitig ausgerissen, so dass das Fahrwerk einknickte und der linke Flügel über den Boden streifte.

Wie die SUST festhält, wird, sobald die seitlichen Windkräfte die durch die Vorwärtsbewegung generierten, aerodynamisch verfügbaren Steuerkräfte übersteigen,  ein solches Flugzeug um die Hochachse rasch instabil, weil sich der Schwerpunkt hinter dem Hauptfahrwerk befindet. Als Folge davon, beginnt das Heck unkontrolliert auszubrechen. Es verblieben entgegengesetzte Ruderausschläge als Möglichkeit, um weitere Schäden zu verhindern, was den Piloten teilweise gelang. Gemäss den Aufzeichnungen aus dem Navigationsgerät der G-ACGZ kann von einer Rückenwindkomponente während des Anfluges von rund zehn Knoten ausgegangen werden. Bei der darauffolgenden Drehung um die Hochachse wirkten Kräfte auf das Fahrwerk, die zum Ausreissen der hinteren Aufhängungen führten. In der Folge knickte das Fahrwerk ein. Die SUST-Untersuchung ergab keine Anhaltspunkte für vorbestehende, technische Mängel, die den Unfall hätten verursachen oder beeinflussen können, deshalb sei er auf betriebliche Gründe zurückzuführen so sie SUST.  Hansjörg Bürgi

Der SUST-Bericht: G-ACGZ

Formation über dem Flugfeld St. Stephan um 14:17 Uhr; Blickrichtung Norden. Foto SUST