Birrfeld: Unfallbericht zur HB-YLO
25. Januar 2021: Aufgrund eines Leistungsabfalles ist der Eigenbau Alfa HB207 HB-YLO am 14. Mai 2019 kurz nach dem Start abgestürzt. Der 67-jährige Pilot kam dabei ums Leben. Wie die deutsche Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in ihrem Mitte Januar 2021 veröffentlichten Schlussbericht festhält, konnte die Ursache für den Leistungsabfall nicht ermittelt werden.
Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) hat die Untersuchung zum Absturz der HB-YLO an ihren deutschen Partner, die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) übertragen, um eine eventuelle Befangenheit zu vermeiden. Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass der Untersuchungsbericht bereits Anfang Dezember 2020 fertiggestellt werden konnte.
Der 67-jährige Pilot war Eigentümer und Halter der Alfa HB207 VRG, einem 2005 hergestellten Eigenbauflugzeug, das von einem VW-Motor HB-2400 G/2 angetrieben wurde. Er hatte das Flugzeug 2012 vom Erbauer erworben. Am 14. Mai 2019 startete der Pilot bei Wind aus 090 Grad (Bise) von 10 Knoten mit Böen bis zu 17 Knoten um 17.12 Uhr auf der Piste 08 im Birrfeld. Gemäss den von der BFU aufgezeichneten Daten ging das Flugzeug 32 Sekunden nach dem Abheben in eine Linkskurve über. Vom Zeitpunkt des Abhebens, bis etwa 38 Sekunden danach, beschleunigte das Flugzeug auf eine Geschwindigkeit von 127 km/h über Grund. Zu diesem Zeitpunkt hatte es eine Höhe von 129 Meter über Flugplatzniveau erreicht. Danach nahm die Geschwindigkeit bis auf 107 km/h über Grund ab. Erst kurz vor Ende der Aufzeichnung nahm sie wieder zu. Nach dem Abheben stieg das Flugzeug in einer Zeit von etwa 49 Sekunden auf eine Höhe von 145 Meer über Flugplatzniveau. Danach sank es mit schnell abnehmender Höhe zu Boden. Die letzte Aufzeichnung erfolgte etwa 55 Sekunden nach dem Abheben in einer Höhe von rund 68 Meter über Flugplatzniveau. Der Kurvenradius betrug dabei etwa 150 Meter, hält die BFU fest.
Ein Augenzeuge, der mit seinem Fahrzeug auf der Autobahn A 1 in Richtung Westen unterwegs war, hatte eine Dashcam in seinem Auto installiert. Die Videoaufnahme dieser Kamera stand für die Flugunfalluntersuchung zur Verfügung. Vom ersten Erkennen des Flugzeugs auf dem Video bis zum Aufschlag auf den Boden vergehen etwa 18 Sekunden, so die BFU in ihrem Bericht. Der Pilot kam dabei sofort ums Leben.
Der durch Aufprall und Brand bedingte Zerstörungsgrad des Flugzeugs liess nur eine eingeschränkte Untersuchung des Wracks und einzelner Komponenten zu. Es wurden aber zumindest in Teilen wichtige Steuerungselemente des Flugzeugs gefunden, so die BFU. Auf dem Video der Dashcam war kein Abfallen von Flugzeugteilen in der Luft zu beobachten. Auch bestätigte der Flugverlauf auf dem Video die Steuerbarkeit des Flugzeugs. Eine mögliche Ursache für den Geschwindigkeitsabbau könnte ein wahrscheinlicher Leistungsabfall des Motors gewesen sein. Dieser konnte aufgrund der Zerstörung des Motors aber nicht ermittelt werden.
Der Flugunfall ist gemäss BFU darauf zurückzuführen, dass der Pilot sehr wahrscheinlich als Folge einer Störung im Antrieb in der Abflugkurve, diese fortsetzte und eine Umkehrkurve fliegen wollte. Er unterschritt dabei die für den Kurvenflug erforderliche Geschwindigkeit und das Flugzeug geriet in einen überzogenen Flugzustand. Die Flughöhe reichte für ein Abfangen nicht aus. hjb
Der vollständige Unfallbericht: HB-YLO-BFU